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Tipps & Methoden

für Freuden am Unterrichten und Lernerfolge der Teilnehmenden

Herr Lohf, was ist für Sie der Hauptgrund, die digitalen Textbände im Lehrgang einzusetzen?
Es sind mehrere Gründe: Ich unterrichte fünf bis sechs Themenbereiche in mehreren Lehrgängen und das bedeutete früher immer eine Menge Papier. Mit dem iPad brauche ich diesen Berg nun nicht mehr herumzutragen. Enorm praktisch ist auch, dass die Aktualisierungen per Update eingespielt und am Ende angefügt werden. Den Aufwand, um die Änderungen in sechs, sieben Textbände einzuarbeiten, spare ich mir heute. Abgesehen von der Vorbereitung sind die digitalen Textbände auch im Unterricht sehr gut einzusetzen.

Wie sieht das konkret aus?
Ich habe mich von PowerPoint-Folien und einem zusätzlichen Skript komplett verabschiedet. Natürlich muss man seine Inhalte beherrschen und wissen, wie man den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vermittelt, worauf es ankommt. Ich beginne zum Beispiel mit einem freien Vortrag oder einer offenen Frage mit Diskussion und wenn die Teilnehmenden den Einstieg geschafft haben, kann ich über den Beamer direkt im Textband die entscheidende Stelle markieren und erläutern. So ist klipp und klar, wo wir im Lehrgang gerade sind und was beim Thema der springende Punkt ist. Über den Beamer lassen sich auch die im Textband enthaltenen Prüfungsaufgaben und Beispiele, etwa zu den Finanzierungsarten, gut im Lehrgang besprechen.

Welches Feedback haben Sie von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern?
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer finden es nach meiner Erfahrung sehr gut, dass ich mich konsequent auf den Textband
beziehe. Zusätzliche Skripte schaffen leider oft mehr Verwirrung als Orientierung und viele Teilnehmende wollen klare Ansagen: Wo steht das und was ist hier das Wichtige?

Weniger zusätzliches Skript ist tatsächlich mehr Führung für die Teilnehmenden, das finden sie überwiegend gut.

Was empfehlen Sie Dozentinnen und Dozenten, die digitale Textbände im Lehrgang einsetzen wollen?
Einfach tun und sich auf die Textbandinhalte konzentrieren. Mittlerweile kann man bei den digitalen Textbänden auch Fotos und Verlinkungen einfügen, dann ist das optimal, um die wenigen nötigen ergänzenden Informationen an der exakt richtigen Stelle zu platzieren und im Lehrgang einzubauen. Wozu dann noch ein eigenes Skript oder PowerPoint?

Herr Lohf, vielen Dank für diese Einblicke und Anregungen!

Tuschelnde Personen in einem Lehrgangsraum

Störquelle: Quatscheritis im Lehrgang

© iStockphoto/mediaphotos

Sie sitzen meist zu dritt oder zu viert nebeneinander in einer Reihe. Einmal in Gang gekommen, quatschen, witzeln und frotzeln sie untereinander scheinbar endlos, leider auf Kosten der übrigen Lehrgangsteilnehmer. Sabine Holte verrät, wie sie in solchen Fällen vorgeht.

Frau Holte, gibt es ein Muster „Quatscheritis“?
Nicht im starren Sinne. Meist ist es eine kleine Gruppe nur Frauen oder nur Männer, die sich gegenseitig aufschaukeln.  Montags müssen sie beispielsweise ihre Wochenenderlebnisse besprechen. Oder es gibt ständig irgendetwas auf den Smartphones zu zeigen. Man merkt schnell, dass es immer diese eine Gruppe ist, die die Lernatmosphäre stört.

Wie gehen Sie vor?
Zuerst kläre ich, ob auch andere Dozenten des Lehrgangs das Phänomen dieser Gruppe kennen. Das gibt mir Sicherheit, bei den betreffenden Gruppenmitgliedern und der Konstellation im Lehrgang die Lösung zu suchen und weniger bei mir und meinem Unterrichtsstil. Stört die Gruppe dann wieder, suche ich den Blickkontakt und signalisiere nonverbal, dass die Betreffenden ihre Privatgespräche einstellen sollen. Wenn die Teilnehmer mich schon etwas besser kennen und die Stimmung im Lehrgang gut ist, reicht das oft schon.

Und wenn nicht?
Dann hat sich für mich bewährt, in der nächsten konkreten Störsituation meinen Vortrag radikal zu stoppen und zu schweigen. Dabei muss man konsequent sein und Standing beweisen. Das heißt, dass ich eben nicht sofort wieder weiter mache, sobald die störenden Gespräche verstummt sind. Ich warte so lange schweigend, bis von den anderen Lehrgangsteilnehmern ein Signal an diese Gruppe kommt, dass sie sich gestört fühlen. Von den anderen als „nervig“ betrachtet zu werden, das will niemand und deshalb wirkt es viel mehr, wenn die Botschaft aus dem Lehrgang kommt, als von der Dozentin oder dem Dozenten. 

Was empfehlen Sie darüber hinaus?
In ganz hartnäckigen Fällen übernehme ich klar Führung und spreche die betreffende Gruppe explizit auf ihr Verhalten an. Hier geht es dann um Fairness gegenüber den anderen Lehrgangsteilnehmern und um das gemeinsame Ziel, den Prüfungserfolg, den sie gefährden. Eine solche direkte Ansprache prägt sich ein – aber eben erst als Schritt drei und nicht beim ersten Getuschel, das einem nicht in den Kram passt.

Welche Tipps geben Sie anderen Dozenten zum Umgang mit dem Thema?
Wie gesagt, tauschen Sie sich mit anderen Dozenten des Lehrgangs aus, um die Situation besser einschätzen und von deren Tipps profitieren zu können. Und: Thematisieren Sie Probleme auf Augenhöhe mit den Teilnehmern. Die IHK-Weiterbildung ist kein Ort für oberlehrerhafte Bevormundung. Bewegen Sie sich auf Ihre Teilnehmer zu, auch auf vermeintliche „Störenfriede“, dann können Sie eine für beide Seiten annehmbare gemeinsame Lösung finden.

Frau Holte, vielen Dank für das interessante Gespräch.

So funktioniert‘s
Für den Stationenlauf bereiten Sie etwa drei bis fünf Fragen zum Thema vor. Jede Frage schreiben Sie gut lesbar auf ein Blatt Papier oder eine Karte.

In jeder Ecke des Raums, ggf. auch im Flur oder draußen kleben Sie mit Klebeband eine der Fragekarten an eine Wand. Entsprechend der Anzahl Ihrer Fragen teilen Sie Ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann in Kleingruppen ein und verteilen
jeweils eine Gruppe auf eine der Fragestationen.

Der Stationenlauf beginnt, indem die Gruppen jeweils drei Minuten Zeit erhalten, um sich stichpunktartig eine Antwort zu
ihrer Frage zu notieren. Nach Ablauf der Zeit wechseln die Gruppen zur nächsten Station, bis jede Gruppe alle Fragen abgearbeitet hat. Im Anschluss daran sammeln und diskutieren Sie die Antworten im Plenum.

Der Nutzen
Je nachdem, welche Intention Sie verfolgt haben, erkennen und beseitigen Ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf diese Weise Wissenslücken, vertiefen bzw. erweitern ihr thematisches Verständnis oder sind anhand der Fragen gedanklich in ein neues Thema eingestiegen. Gerade bei Abendlehrgängen, nach einem anstrengenden Tag, fördern die kurzen Mal anders starten Gespräche in der kleinen Gruppe und die körperliche Bewegung (sofern es sich um einen Präsenzlehrgang handelt) beim Stationswechsel das Hineinfinden in den Lehrgang und ins Thema. Kognitiv und emotional können Sie die Teilnehmer innen und Teilnehmer aktivieren, indem Sie die Fragen ggf. provokant, humorvoll oder auch polarisierend formulieren
– natürlich ohne die Teilnehmenden zu überfordern oder die politisch-moralische Etikette zu verletzen! Ggf. können Sie zu den Fragen auch Antwortoptionen hinzufügen, aus denen die Teilnehmenden eine wählen, ihre Wahl jedoch auch begründen
sollen, die Möglichkeiten sind äußerst vielfältig.

Darauf kommt’s an

  • Planen Sie ausreichend Zeit für den Stationenlauf und die anschließende Ergebnisauswertung im Plenum ein.
  • Überlegen Sie zudem bei Ihrer Vorbereitung genau, wohin Sie inhaltlich kommen wollen, um Abschweifungen frühzeitig stoppen und die Teilnehmenden in die gewünschte Richtung leiten zu können.

Ansonsten: Einfach mal ausprobieren – mit einer guten Vorbereitung und einigen unkonventionellen Fragen können Sie
manch stille Feierabendreserve ihrer Teilnehmerinnen und Teilnehmer überraschend einfach aktivieren!