3 Schritte gegen Quatscheritis
Was Dozentinnen und Dozenten dagegen tun können3 Schritte gegen Quatscheritis
Sie sitzen meist zu dritt oder zu viert nebeneinander in einer Reihe. Einmal in Gang gekommen, quatschen, witzeln und frotzeln sie untereinander scheinbar endlos, leider auf Kosten der übrigen Lehrgangsteilnehmer. Sabine Holte verrät, wie sie in solchen Fällen vorgeht.
Frau Holte, gibt es ein Muster „Quatscheritis“?
Nicht im starren Sinne. Meist ist es eine kleine Gruppe nur Frauen oder nur Männer, die sich gegenseitig aufschaukeln. Montags müssen sie beispielsweise ihre Wochenenderlebnisse besprechen. Oder es gibt ständig irgendetwas auf den Smartphones zu zeigen. Man merkt schnell, dass es immer diese eine Gruppe ist, die die Lernatmosphäre stört.
Wie gehen Sie vor?
Zuerst kläre ich, ob auch andere Dozenten des Lehrgangs das Phänomen dieser Gruppe kennen. Das gibt mir Sicherheit, bei den betreffenden Gruppenmitgliedern und der Konstellation im Lehrgang die Lösung zu suchen und weniger bei mir und meinem Unterrichtsstil. Stört die Gruppe dann wieder, suche ich den Blickkontakt und signalisiere nonverbal, dass die Betreffenden ihre Privatgespräche einstellen sollen. Wenn die Teilnehmer mich schon etwas besser kennen und die Stimmung im Lehrgang gut ist, reicht das oft schon.
Und wenn nicht?
Dann hat sich für mich bewährt, in der nächsten konkreten Störsituation meinen Vortrag radikal zu stoppen und zu schweigen. Dabei muss man konsequent sein und Standing beweisen. Das heißt, dass ich eben nicht sofort wieder weiter mache, sobald die störenden Gespräche verstummt sind. Ich warte so lange schweigend, bis von den anderen Lehrgangsteilnehmern ein Signal an diese Gruppe kommt, dass sie sich gestört fühlen. Von den anderen als „nervig“ betrachtet zu werden, das will niemand und deshalb wirkt es viel mehr, wenn die Botschaft aus dem Lehrgang kommt, als von der Dozentin oder dem Dozenten.
Was empfehlen Sie darüber hinaus?
In ganz hartnäckigen Fällen übernehme ich klar Führung und spreche die betreffende Gruppe explizit auf ihr Verhalten an. Hier geht es dann um Fairness gegenüber den anderen Lehrgangsteilnehmern und um das gemeinsame Ziel, den Prüfungserfolg, den sie gefährden. Eine solche direkte Ansprache prägt sich ein – aber eben erst als Schritt drei und nicht beim ersten Getuschel, das einem nicht in den Kram passt.
Welche Tipps geben Sie anderen Dozenten zum Umgang mit dem Thema?
Wie gesagt, tauschen Sie sich mit anderen Dozenten des Lehrgangs aus, um die Situation besser einschätzen und von deren Tipps profitieren zu können. Und: Thematisieren Sie Probleme auf Augenhöhe mit den Teilnehmern. Die IHK-Weiterbildung ist kein Ort für oberlehrerhafte Bevormundung. Bewegen Sie sich auf Ihre Teilnehmer zu, auch auf vermeintliche „Störenfriede“, dann können Sie eine für beide Seiten annehmbare gemeinsame Lösung finden.
Frau Holte, vielen Dank für das interessante Gespräch.
Mein Tipp
Wenn eine Gruppe durch häufige Privatgespräche auffällt, sollten Sie das weder ignorieren noch überbewerten. Geben Sie frühzeitig deutliche Signale, die Störung einzustellen. Sprechen Sie die Betreffenden ggf. in der Pause freundlich, aber konkret auf ihr Verhalten an. Ändert sich nichts, beziehen Sie die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein. Ständige Störungen belasten den gesamten Lehrgang, deshalb muss auch hier die Lösung erzielt werden.