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Dümmer und dümmer werden ... Mit Konflikten ist das ganz einfach

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© Nuthawut Somsuk iStockphoto

Mark Twain hat eine Besonderheit von Konflikten schön auf den Punkt gebracht: „Streite dich nie mit einem Dummkopf. Es könnte sein, dass die Zuschauer den Unterschied nicht bemerken.“ Tatsächlich ist es so, dass Konflikte uns auf eine bestimmte Art dümmer machen können. Doch warum ist das so?

Ein Konflikt besteht, wenn zwei oder mehr Parteien ihre Ansicht auch gegen Widerstand durchsetzen möchten. Dabei wird man zum Teil massiv verunsichert: Man ist sich seiner Meinung/Argumentation nicht mehr sicher. Man ist in seinem sozialen Status bzw. in der Beziehung verunsichert. Man weiß nicht mehr, was man in der Situation tun oder lassen sollte, kurz: Man steht unter Stress.

Nun aktiviert das Gehirn typische Stressreaktionen. Unser Wahrnehmen, Fühlen, Denken und Handeln ändern sich radikal, ohne dass wir es wollen und merken. Schauen wir uns das näher an:

Wahrnehmen 

Unter Stress

  • werden wir als Dozierende feinfühliger bzw. empfindsamer gegenüber anderen Signalen unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
  • nehmen wir verstärkt und selektiv Störungen bzw. Unangenehmes im Unterricht wahr.
  • filtern wir alle nicht in unser Bild passenden Informationen komplett heraus. 

Fühlen

Unter Stress

  • werden wir misstrauischer gegenüber der bzw. dem Teilnehmenden und ihrer bzw. seinen Ideen.
  • übertreiben wir Negatives, wohingegen wir Positives abschwächen.
  • verlieren wir gleichzeitig die Fähigkeit, eigene und andere Gefühle wahrzunehmen.
  • konzentrieren wir uns auf unser Ego und radikalisieren unsere Forderungen. 

Denken

Unter Stress

  • verlieren wir die Fähigkeit, andere Möglichkeiten zu betrachten oder zu relativieren.
  • favorisieren wir radikalisierende Vereinfachungen und Übertreibungen.
  • neigen wir zu kognitiven Kurzschlüssen („Er ist böse, sonst würde er das nicht tun ...“).

Handeln

Unter Stress

  • fallen wir in alte, erprobte Konfliktmuster (Angriff vs. Unterwerfung).
  • bevorzugen wir aktive oder passive Angriffe oder Vorwürfe.
  • neigen wir zu radikalen Handlungen, die eine „endgültige“ Lösung bringen sollen.

Kennen Sie diese stressbedingten Veränderungen, können Sie in Konflikten souveräner agieren.

Tipp 1

Wenn Sie bei sich und/oder Ihrem Konfliktgegenüber den Anstieg dieser Signale bemerken, kühlen Sie die Situation mit der Frage ab: „Erkläre mir bitte noch einmal, worum es Dir im Kern geht.“ 

Tipp 2

Hilft das nicht, verlassen Sie den Konflikt. Das ist kein Flüchten, vielmehr Ihr Versuch eines Neuanfangs für beide Parteien. Diese Formulierung hilft Ihnen: „Ich komme hier und jetzt nicht weiter. Ich würde gerne abbrechen. Wann können wir unser Gespräch fortführen?“ 

Achten Sie in den kommenden Tagen doch einmal auf Ihre eigenen Stressreaktionen. Und wenn Sie in einer Situation nicht weiterkommen, versuchen Sie einen systematischen Abbruch und Neuanfang. Es wird funktionieren und Sie werden ganz nebenbei klüger, nur Mut!

Viel Spaß, alles Gute und bis zum nächsten Mal,

Unterschrift Gregor Kern

© Gregor Kern





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© privat

Über den Autor

Dr. phil. Gregor Kern

Ausbildung zum Großhandelskaufmann, danach Studium der Pädagogik einschließlich Promotion.
Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen:

  • Lernen erwachsener Menschen
  • Zusammenarbeit, Kommunikation, Führung

Dr. Kern arbeitete viele Jahre für verschiedene IHKs im Bereich der beruflichen Bildung, zuletzt als pädagogischer Leiter des IHK-Bildungszentrums in Karlsruhe. Seit 2016 ist er freiberuflicher Trainer, Berater und Coach.