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Vertrauen oder nicht vertrauen … Das ist hier die Frage

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© Nuthawut Somsuk iStockphoto

Der Öl-Tycoon J. Paul Getty brachte es auf den Punkt: „Kannst du jemandem vertrauen, brauchst du keinen Vertrag. Kannst du jemandem nicht vertrauen, ist ein Vertrag auch unnötig.“ Vertrauen ist das Schmiermittel aller menschlichen Kooperationen: Es reduziert Kontrollaufwände und setzt enorme kreative Kräfte frei. Doch was ist Vertrauen eigentlich?

Beim Vertrauen handelt es sich um eine Annahme, wie etwas in Zukunft sein wird bzw. wie jemand handeln wird. Vertrauen ist so gesehen ein neutraler, eigenartiger Zustand zwischen Wissen und Nichtwissen. Wer vertraut, hat immer den Willen, sich verletzlich zu zeigen.

Neben psychologisch erforschten Vertrauensverstärkern wie zum Beispiel gegenseitige Ähnlichkeiten, wohlwollende Berührungen, gemeinsame Gegner, das Gefühl gegenseitiger Abhängigkeit oder Statuserhöhungen sind aus der Kommunikationswissenschaft drei weitere Vertrauensbooster bekannt. Diese können Sie im nächsten Unterricht sofort nutzen:

Klarheit

Unser Gehirn ist auf eine ständige Mustererkennung ausgelegt. Sobald es in der Umwelt oder bei Kooperationen Regelmäßigkeiten entdeckt, werden Glückshormone ausgeschüttet. Sind ein Gedankengang oder eine Handlung unklar, wird das Gehirn unruhig, unkonzentriert und unsicher. Schaffen Sie deshalb im Unterricht so früh und so weit wie möglich Klarheit auf vier Ebenen:

sachlich

Worauf möchten Sie heute/insgesamt im Unterricht konkret hinaus? Was sind Ihre Ziele?

individuell

Wie können Sie die Lernenden konkret dabei unterstützen, dass sie diese Ziele erreichen?

prozessual

In welchen Schritten und mit welchen Methoden läuft der Unterricht ab?

sozial

Wie sehen Sie die Beziehung zwischen sich und den Teilnehmenden?

Konsequenz

Nur eine Frage ist wichtig: Wie sehr halten Sie sich an Ihre anfangs gegebenen Versprechen? Unser Gehirn überprüft ständig, ob gemachte (Selbst-)Versprechen eingehalten wurden oder nicht. Werden diese gebrochen, erodiert die Vertrauensbasis. Einzige Ausnahme: wenn Sie sich nie an Versprechen halten. Das ist zwar auch ein Muster, das bei Ihren Teilnehmerinnen und Teilnehmern Vertrauen erzeugt – allerdings nicht in der Art, wie Sie es sich wahrscheinlich wünschen. Daraus ergeben sich zwei praktische Tipps:

  1. Tipp: Halten Sie sich so weit wie möglich an Ihre gegebenen Versprechen.
  2. Tipp: Wenn das nicht möglich ist: Begründen Sie, warum Sie etwas anders machen als vorgesehen.

Kontinuität

Um Annahmen für die Zukunft aufzustellen, sind im Gehirn stabile neuronale Verbindungen nötig. Diese benötigen mindestens 30, manchmal sogar mehrere hundert wiederholte Bestätigungen. Mit dieser Erkenntnis wird eine weitere Herausforderung für vertrauensvolle Kooperation sofort klar: Wie kann ich sicherstellen, dass ich für meine Teilnehmerinnen und Teilnehmer kontinuierlich in meinen Bewertungen, Denkweisen und Handlungen wahrgenommen werde?

Treten wir einen Schritt zurück und überblicken wir diese drei Vertrauensbooster, stellen wir fest: Es ist im Grunde einfach. Sei klar, konsequent und kontinuierlich!

Beobachten Sie sich während Ihrer nächsten Lehrgangstermine: Wo und wie können Sie diese drei Ks in Ihrer Lehrgangsgestaltung noch stärker entwickeln?

Viel Spaß, alles Gute und bis zum nächsten Mal,

Unterschrift Gregor Kern

© Gregor Kern





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© privat

Über den Autor

Dr. phil. Gregor Kern

Ausbildung zum Großhandelskaufmann, danach Studium der Pädagogik einschließlich Promotion.
Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen:

  • Lernen erwachsener Menschen
  • Zusammenarbeit, Kommunikation, Führung

Dr. Kern arbeitete viele Jahre für verschiedene IHKs im Bereich der beruflichen Bildung, zuletzt als pädagogischer Leiter des IHK-Bildungszentrums in Karlsruhe. Seit 2016 ist er freiberuflicher Trainer, Berater und Coach.