Die Aufgaben früherer IHK-Weiterbildungsprüfungen verwenden viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer, um sich angemessen auf den IHK-Abschluss vorzubereiten.
Immer wieder fragen Dozentinnen und Dozenten, aber auch neue Prüferinnen und Prüfer, wie die schriftlichen IHK-Prüfungsaufgaben eigentlich zu Stande kommen. Grit Schimpfermann erläutert im Interview die Zielsetzungen und Qualitätsmaßstäbe.
Wie entstehen Prüfungsaufgaben?
InterviewFrau Schimpfermann, wer erstellt die Aufgaben der IHK-Weiterbildungsprüfungen?
Die Aufgaben sind das Ergebnis der Arbeit eines Expertengremiums. Dabei handelt es sich vor allem um erfahrene Praktikerinnen und Praktiker, die die fachlichen Anforderung im Beruf genau kennen. Die meisten von ihnen sind auch IHK-Dozentinnen und -Dozenten oder IHK-Prüferinnen und -Prüfer.
Das Gremium erarbeitet zunächst Aufgabenvorschläge. Diese werden von weiteren Experten geprüft und zu einer Gesamtprüfung zusammengestellt, die die Landesfachausschüsse final beschließen. Der gesamte Prozess durchläuft also
mehrere Qualitätssicherungsinstanzen und folgt klaren Vorgaben.
Welche Vorgaben gibt es?
Grundlegend gilt natürlich die Verordnung. Sie beschreibt, was in welchem Handlungsbereich geprüft werden soll. Da sie recht weit gefasst ist, orientieren sich die Aufgabenerstellerinnen und Aufgabenersteller zudem am Rahmenplan. Er bietet eine im Detail abgestimmte Interpretation der Verordnung, der ja auch die IHK-Textbände folgen.
Außerdem diskutieren wir, welche aktuellen fachlichen Entwicklungen aufgegriffen werden sollten. Nicht zuletzt muss jede Aufgabe die „7 Punkte für faire Prüfungen“ erfüllen, bei denen es insbesondere um die Sicherung des Praxisbezugs, der sprachlichen Klarheit und der Angemessenheit für die Prüfungssituation geht.
In welchem Verhältnis stehen die Prüfungsaufgaben zum Textband?
In unserem Gremium besteht Konsens, dass in den Aufgaben nur drankommt, was auch im Rahmenplan steht. Da die IHK-Textbände den Rahmenplan sehr genau abbilden, besteht hier folglich eine sehr enge Beziehung, wobei klar sein muss, dass es nicht Sinn der Prüfung ist, auswendig Gelerntes abzufragen.
Der Lehrgang soll angehende Fachkräfte zum eigenen Denken in Zusammenhängen befähigen, darum geht es doch in der Berufspraxis. Ich sage meinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ganz offen: „Der Textband ist für die Prüfung das absolute Minimum, aber nur mit eigenem Denken kann die Prüfung gut gemeistert werden.“ – So verstehe ich im Übrigen auch meine Rolle als Dozentin.
Ich muss einerseits nah dran bleiben am Textband, aber es ist unverzichtbar, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Zusammenhänge verstehen und typische Herausforderungen, wie sie eben auch in den Prüfungsaufgaben dargestellt werden, eigenständig lösen können. Nicht umsonst heißt es in den Lösungshinweisen vieler Prüfungsaufgaben, dass auch
andere Antworten möglich sind. Im Berufsleben gibt es ja häufig auch nicht nur die eine Handlungsoption, sondern verschiedene. Wer die Grundbegriffe beherrscht und die Zusammenhänge verstanden hat, der kann auch überzeugende Lösungen erarbeiten. Solche Leute suchen die Unternehmen. Unser Job ist es, die Teilnehmer dazu zu befähigen.
Frau Schimpfermann, vielen Dank für diese Einblicke und Einschätzungen.
Lösungsvielfalt
Bei vielen Prüfungsaufgaben gibt es wie im Berufsleben verschiedene Handlungsoptionen.
Zur Person
Grit Schimpfermann studierte Betriebswirtschaft, begann ihre Laufbahn in der Industrie und arbeitete knapp 20 Jahre als Marketing- und Vertriebsleiterin.
2009 machte sie sich als Marketing-Beraterin, Interimsmanagerin, Coach und Trainerin selbstständig.
Seit vielen Jahren ist sie zudem als IHK-Dozentin, IHK-Textbandautorin und Mitglied im Prüfungsausschuss „Fachwirt für Marketing“ tätig.